das Beßwitzer im Jahre 1914 dreizehn und durch das
Hinzukommen des Kirchspiels Altschlawe im Jahre 1930
vierzehn.
Was die Kirchen selbst anbelangt, so hatten wir
schon erwähnt, daß ihrem Grundriß nach feststellbar
zin ihrer ersten Anlage die älteste die Kirche zu Wendisch
Tychow sein dürfte, eine Gründung des Johinniter
ordens noch aus dem 13. Jahrhundert, im Stil aus der
Uebergangszeit von der Romantik zur Gotik. Es folgen
die einfach viereckigen in Ziegel und zum Teil mit
Feldsteinen errichteten gothischen Stiles, wie die ur
sprüngliche Krangener, die Kummerower, die Ristower,
die ursprüngliche Wusterwitzer, Bartiner, Rötzenhägener
und Stemnitzer, die umgebaute Wend. Tychower und
die Peester, Altschlawer und alte Schlönwitzer. Dazu
kommt die Marienkirche in Schlawe aus der Mitte des
14. Jahrhunderts, der aber wohl eine ältere Adalbert
kirche vorausgegangen ist. Dem 16. Jahrhundert ent
stammen dürften die Kirchen zu Kusserow, Paalow
(alte), Wussow, Zirchow und die ursprüngliche Kapelle
in Techlipp. Aus dem 17. Jahrhundert stammt wohl
die Kirche von Dt. Puddiger, während zur selben
Zeit wiederhergestellt oder umgebaut wurden: Peest,
Suckow und Wusterwitz. Das 18. Jahrhundert lieferte
die Kirche zu Gerbin und die zweite Pollnower Kirche.
Aus welcher Zeit die erste stammt, ist nicht feststellbar.
so viel ist bekannt, daß hart südlich Pollnow auf dem
sog. heiligen Berge schon sehr früh sich eine berühmte
Wallfahrtskirche befunden hat. Auch im 18. Jahrhun
dert neu erbaut wurde die Techlipper Kirche. Als neuste
Kirchen folgen um 1850 die jetzige Pollnower, 1868
die Freetzer, 1891 die Beßwitzer, 1893 und 94 die
Schlönwitzer und die Paalower in ihrer heutigen Ge
stalt, als ganz neue 1911 die Kapelle in Hammermühle
und 1916 der Umbau der Rötzenhägener.
Wir können danach feststellen, daß die meisten Kir
chen ihre Erbauung oder ihre heutige Gestalt dem
14. oder 15. Jahrhundert verdanken und wir können
weiter berichten, daß um 1600 ein Aufschwung in der
Ausschmückung erfolgte: neue Altaraufbauten, Kanzeln,
Tauftische usw. wurden errichtet, während um 1700
nur einzelne Adelsfamilien etwas für Kirche und Aus
schmückung taten. Seitdem ist erst in neuester Zeit wie
der mehr dafür geschehen. Deutlich prägt sich hier der
jeweilige größere oder geringere allgemeine Wohlstand
ab, auch, wenn wir die Bauweise der Kirchen selbst
betrachten. Ursprünglich sind wohl die meisten alten
gothischen Kirchen mit Gewölben über den Schiffen ver
sehen gewesen. Darauf deuten jedenfalls die vorhan
denen Merkmale, wonach die Dächer früher viel höher
gewesen sind Einer späteren Zeit war dann die Er
haltung bezw. Wiederherstellung der Deckengewölbe nicht
mehr möglich und man griff als Ersatz zu den heutigen
flachen Holzdecken. Nach dem dreißigjährigen Kriege, im
17. und 18. Jahrhundert mußte man sogar vielfach zum
Fachwerk als Baustoff greifen, weil die Mittel für
massive fehlten. Erst der Ausgang des 19. und der
Beginn des 20. Jahrhunderts brachten uns in Pommern
wieder Zeiten, von denen man Besseres erhoffen konnte,
aber leider war gleichzeitig der Sinn für Stil und ge
schmackvolle Bau= und Schmuckweise, wie vor allem der
Sinn für den Wert eines schönen Gotteshauses hier
wie sonst stark verloren gegangen bis der große Wecker
Weltkrieg, mit seinen vierzehn unglücklichen Folgejahren
auch hier die Geister sich besinnen ließ und trotz Notzeit
neuen Antrieb gab.
Die Steilküste von Zershöft
Keinen schöneren Ausblick auf die See gibt es in
unserer engeren Heimat als von der Steilküste Jershöfts.
Blau ist heute der Augusthimmel und blau das weite
Meer, das der leichte Nordost mit vom Schaum ge
krönten Wellen belebt.
Da, wo der Steilrand bis dicht an die Dorfstraße
geht, führt ein Fußsteig durch die Schlucht zum Strande.
Dunkle, von pommerscher Weide und anderen Bäumen
und Sträuchern belebte Sandkorndickichte schmücken die
Hänge, über die von oben her bunte Sommervillen
schauen und so der Steilküste ein malerisches Gepräge
verleihen. Der charakterische Strauch ist hier der Sand
dorn, den gegen den Herbst gelbrote Beeren zieren.
Auf den sanfteren, mise Gras bewachsenen Abhängen,
auf denen Schafe und Ziegen weiden, bilden die weißen
Dolden des Bibernells, gemeines Labkraut, Herbst
löwenzahn und zierlicher Augentrost einen bunten Ver
ein. Drüben, zwischen dem Gebüsch der Abhänge, dem
der Sturm seinen Stempel aufgeprägt hat, wuchert
eine reichhaltige Staudenflora, die der Binnenlandflora
ähnlichen Bodens durchaus gleicht. Das Gebüsch selbst
ist zum größten Teil aus Erle, Silberweide, Esche,
Hollunder und pommerscher Weide zusammengesetzt. Hier
bildet die Ackerbrombeere, die an ihren blaubereiften
Trieben und Früchten leicht erkenntlich ist, ein undurch
dringliches Gewirr. Im Dickicht wuchern Rupprechts
kraut, große Brennesseln, und Klebkraut. An den strauch
freien Hängen und in den Buchen blühen Ackerknautie,
Weidenröschen, Schafgarbe, Flockenblumen und Di
steln, an deren Blüten an windgeschützten Stellen Weiß
linge, Pfauenauge, Admirale und Ochsenaugen sich güt
lich tun. Hier wuchern üppig die Kletten, da hat der
Rotklee die Herrschaft, und dort bilden Goldrute die
Herrschaft. Wicken, die braunen Fruchtstünder des brau
nen Ampfers und Jesuwudenkraut ein buntes Durch
einander. An anderen Stellen sind Jsüßdufender Weißklee
und andere Kleearten tonangebend. Hier ist ein großer
Schachtelhalmbestand und unten, am vorjährigen Ab
sturz, bollwerkt die Hundskammilie. An solchen Stel
len siedelt sich gern der Huflattich an, der vom Fuß
der schroffen, vom Regen tief zerfurchten Abhänge
sich bis hoch nach oben zieht. Zwischen den großen
Stauden des Gemeinen Beifußes und seines selte
neren Vettern, des bitterduftenden Wermuts, ragen die
großen, hellgrünen Blätter des Merrettichs hervor,
die einen eigenartigen Anblick gewähren.
Der Sandstrand weist im Großen und Ganzen
die allgemeine Bodenflora auf.
Die Wellen haben unzählige Kohlweißlinge ans
Ufer geworfen, deren Art sich im Sommer ungeheuer
vermehrt, und große Schwärme gebildet hatte. Einer
oder mehrere von diesen Zügen, die auf die See flogen,
wurden von der Nacht oder dem letzten Gewittersturm
überrascht und fanden so den Tod in den Wellen.
Zwischen den toten Weißlingen wippt die weiße Bach
stelze umher; hoch oben in den schroffen, über 26
Meter hohen Abhängen sieht man die zahlreichen Löcher
der Uferschwalben.
Weiter nach Rützenhagen zu krönen sturmzer
zauste Kiefern „die hohe Höft“ diesen Steilrand, den
nach und nach Wind und Wetter, Regen, Frost und
Schneeschmelze immer mehr abtragen. So wird hier die
Küste trotz aller Schutzbauten langsam, aber sicher
ein Raub der Wellen. Mächtige Geschiebeklumpen stür
zen ab, oft in sich größere Findlinge bergend, welche
hin und wieder Gletscherschrammen aufweisen. Das
Wasser löst allmählich den Lehm, und nur die Steine
bleiben als breite Geröllstreifen am Ufer zurück. Auch
branne und schwarze Feuersteine sind anzutreffen
hin und wieder sogar ein versteinerter Seeigel. Alle
diese Dinger brachten die Gletscher der Eiszeit hierher,
vor viel mehr denn zwanzigtausend Jahren. Noch
einmal wiederholt sich am Fuße des Steilhanges bei
Regen= und Tauwetter das Bild der Nacheiszeit. Hier
wälzen sich Schlammströme herab, dort bilden sich kleine
Stauseen. Hier liegt ein merkwürdiges Ding im
Sande, ein künstlich durchbohrtes Geweihbruchstück,
wahrscheinlich der untere Teil einer Elchschaufel, er ist
aus den oberen Schichten des Steilrandes dicht unter
der Raseneisensteinschicht herausgebröckelt. Einst dien
ten diese Geweihhaken den Urbewohnerno unserer Hei
mat als Werkzeng
Die See schlägt hier ein Blatt des Weltgeschehens
um, auf dem die Natur ein gewaltiges, ein ern
stes Wort von ihrem Werden und Vergehen verzeich
net.
Fritz Haase.