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Erwin Aßmann (25. 4. 1908-22. 9. 1984)
Landesschuldirektor i. R. Prof. Dr. Erwin Aßmann verstarb am 22. 9. 1984 in Kiel.
Sein Lebensweg hat ihn immer wieder in neue Aufgabenkreise hineingeführt, denen er sich
stets aufs Neue souverän gewachsen zeigte. Als Gelehrter - hier in doppelter Funktion als Hi
storiker und Mittellateiner - wie als Pädagoge war er in gleicher Weise zu Hohem berufen und
von ganzem Herzen engagiert. Seine »unterkühlte«, humorvolle, aller Überspanntheit abge
neigte, echt niederdeutsche Art gab erst bei näherer Bekanntschaft den Blick auf die Erkenntnis
frei, wie sehr dieser oft scheinbar kühl-distanziert urteilende Gelehrte und hohe Ministerialbe-
amte sich seinen vielfachen Aufgaben innerlich engagiert, ja mit Begeisterung widmete. Pflicht
und Neigung dem beruflichen Tun gegenüber traten für ihn zusammen. Was er tat, das tat er
gern und aus klarer Überzeugung.
Er wurde am 25. 4. 1908 in Kolberg geboren. Nach dem Studium der alten Sprachen und der
Geschichte in Marburg und Greifswald folgten dann 1930 bzw. 1931 die Promotion und das 1.
Staatsexamen an der heimatlichen Universität Greifswald Ab 1931 war er Studienreferendar an
verschiedenen Schulen in Stettin und bestand dort am 8. 9. 1933 die zweite Prüfung für das
Lehramt an Höheren Schulen. Nach einem weiteren Schuljahr als Studienassessor in Stargard
war er dann ab 1934 zunächst als Studienassessor, ab 1939 als Studienrat und ab 1943-45 als
Oberstudienrat in Bergen auf Rügen tätig oder wurde hier doch während der Zeit seines Kriegs
dienstes (1939/40 und 1943/45) in den Kollegiumslisten geführt. Nebenamtlich beteiligte er sich
an Editionsaufgaben für die Monumenta Germaniae Historica. Am 9. 6. 1943 habilitierte er sich
in Greifswald wo man ihm 1944 auch eine Dozentur für mittlere und neuere Geschichte über
trug. Von 1936 bis 1945 war ihm auch die Aufgabe des Pflegers für die vorgeschichtlichen Bo
denaltertümer auf Rügen übertragen worden, wobei er auch an Ausgrabungen beteiligt war.
Nach seiner Rückkehr aus Heeresdienst und Kriegsgefangenschaft wirkte Erwin Aßmann
vom Jahre 1945 ab an verschiedenen schleswig-holsteinischen Gymnasien, in Büsum, Flensburg
und Plön, vor allem aber von 1946-1952 als Oberstudienrat in Rendsburg und von 1952 bis 1956
an der Kieler Gelehrtenschule, deren Schulleiter er als Oberstudiendirektor dann in den Jahren
von 1956-1959 war. Schließlich wurde er als bewährter Pädagoge zum Leiter der Abteilung für
Höhere Schulen (1959-1967) ins schleswig-holsteinische Kultusministerium berufen und am
tierte schließlich bis zum Eintritt in den Ruhestand als Landesschuldirektor in der höchsten
Amtsstellung eines Schulbeamten des Landes von 1967-1973. In dieser Position nahm er an den
Beratungen und Entscheidungen der Bundeskultuskonferenzen teil und übte auch mancherorts
Schulaufsichtsfunktionen an deutschen Auslandsschulen aus. Wer ihn in seiner Zeit als Leiter
der Abteilung für Höhere Schulen als Schul-Dezernent und Vorsitzenden bei der Abiturprü
fung erlebt hat, wußte ihn als liebenswürdigen, humorvollen, verständnisbereiten aber durch
aus auch fordernden Vorgesetzten hoch zu schätzen.
Trotz seiner umfangreichen Aufgaben im Schuldienst hat Erwin Aßmann stets auch seine wis
senschaftliche Arbeit mit lebhaftem Engagement vorangetrieben. Im Jahre 1950 nahm er nach
Umhabilitierung die Arbeit in Forschung und Lehre an der Universität Kiel im Nebenamt wie
der auf. Zunächst als Privatdozent, dann seit 1955 als Apl. Professor.
Seinen Neigungen entsprechend bearbeitete er einerseits Themen zur mittelalterlichen Litera
turgeschichte und betätigte sich auch weiterhin als Editor in enger Zusammenarbeit mit den
MGH, andererseits widmete er sich der Erforschung der mittelalterlichen Geschichte seiner al-
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Universitätsbibliothek Greifswald